https://www.youtube.com/watch?v=aSQGSP5mruo
Die ersten Gesamtproben in Berlin sind gerade durch (draußen bei 33°C!), die Premiere in Birmingham gestern und vorgestern sind gut gelaufen. Ich freue mich schon sehr auf die beiden Berliner Aufführungen am kommenden Wochenende 14./15.6.!
(Samstag 18:00, Sonntag 19:00)
Die Berliner Erstaufführung von David Langs Crowd Out unter der Musikalischen Leitung von Simon Halsey und in der Inszenierung von Jasmina Hadziahmetovic wagt ein aufregendes Experiment: Musiktheater im öffentlichen Raum! 1000 Sängerinnen und Sänger aus 21 Berliner Chören und Vereinen sowie 5 offenen Gruppen, die sich eigens für dieses Projekt zusammengefunden haben, sprechen, singen und agieren mitten in der Stadt, auf der Piazzetta des Kulturforums, zwischen Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett und Philharmonie. Und mehr noch: Sie sind mitten unter uns. Künstler und Publikum werden – nicht wie sonst säuberlich getrennt – zu einer einzigen Menschenmasse verschmelzen. Beide Teilnehmer-Seiten einer Aufführung, Darstellende und Rezipienten, sind auf der Piazzetta vereint, berühren sich, kommen in eine unvorhersehbare Kommunikation, sodass sich im Erleben von Crowd Out die Grenzen zwischen den Menschen auflösen können.
Singen, rufen, raunen
Wie fühlst du dich inmitten einer großen Menschenmenge? Als Individuum in einer Masse? Mitten im Gedränge im Fußballstadion, auf einer großen Demonstration, im Konzert oder auf einer Wahlkampfveranstaltung? Der amerikanische Komponist David Lang hat im Internet zu diesen Fragen recherchiert, um daraus den Text für sein Chorwerk Crowd Out zu entwickeln. Die individuellen Statements reichen von panischer Angst bis zur euphorischen Auflösung in der Masse, von totaler Verzweiflung oder Wutattacken bis zum unbedingten Wunsch, endlich einmal im Mittelpunkt zu stehen. Und immer wieder geht es um Einsamkeit inmitten von Menschen: »Ich fühle mich total allein«, lautet der zentrale Satz.
Allein in der Masse
In Langs Musiktheater-Werk äußert sich immer nur das Individuum. Es gibt keine Gemeinsamkeit, keine Gemeinschaft, kein emphatisches »Wir«, selbst wenn viele Menschen gleichzeitig dasselbe Gefühl formulieren. Denn in unserer westlichen Welt, die das Individuelle in höchstem Maße feiert, steht nun einmal das »Ich, Ego oder I« an erster Stelle. Aus einer anfangs diffusen, sich immer stärker formierenden Menschenmenge wird sich im Laufe unserer Aufführung zunehmend der Einzelne herausschälen, denn das Grundgefühl aller bleibt: allein zu sein in der Masse.
Künstlerische Leitung: Simon Halsey
Komponist: David Lang
Regie: Jasmina Hadziahmetovic
http://www.fest-am-kulturforum.de/